Die Philosophie der Freiheit
«Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens“
Eine andere Seelenhaltung
Vor hundert Jahren hat Rudolf Steiner nach dem Brand des ersten Goetheanums mehrere Vorträge (z. Bsp. am 6.2.23 in Stuttgart) gehalten, in denen er vermehrt auf seine Philosophie der Freiheit hinwies und betonte, dass vor allem durch ein aktives Denken und eine damit einhergehende neue Seelenhaltung der Zugang zu diesem Werk gefunden werden kann.
Ein aktives Denken, das zu einer Bewusstseinsverwandlung führt, entfaltet sich wie eine wirksame Meditation, wie das folgende Beispiel zeigen will.
Die Rosenkreuzmeditation ist eine bekannte anthroposophische Bildmeditation. Ein inneres Bild aufzubauen und es vor dem geistigen Auge stehen zu lassen, ist eine besondere Bewusstseinsleistung. Anders als bei der äusseren Sinneswahrnehmung kann der Blick dabei nicht auf etwas Vorgegebenem ruhen. Das innerlich Erblickte muss ständig entstehen. Schon bei einer Gedankenmeditation sind die vorgegebenen Worte gewissermassen Stützen, die weniger Willenskraft erfordern, wenn auch der in ihnen enthaltene Sinngehalt nur durch Konzentration erlebbar werden kann. Lässt in der Bildmeditation die Konzentration oder genauer, der Wille nach, erblassen die Farben und verwischen sich die Formen. Dieser Wille, der dem inneren Bild durch seine Kraft fortwährend Frische und Ausdruck verleiht, ist nicht absichtsvoll, wie der in der äusseren Handlung unbewusst wirksame und vergleichsweise dumpfe Wille. Der in die Vorstellung erwachte Wille, der das innere Bild hervorruft, ist vielmehr bewusst, suchend und dennoch gestaltend.
Ähnliches zeigt sich bei der seelischen Beobachtung des Denkens, die Rudolf Steiner in der Philosophie der Freiheit als Weg beschreibt. Das Denken beobachten, also das bewusste Reflektieren seines Vollzugs, ist nur durch die Denktätigkeit selbst möglich. Auch hier richtet sich die Aufmerksamkeit nicht auf ein Vorgegebenes. Was ich beobachten will, muss ich erst erzeugen. Ich aktiviere das Erkennen durch den Denkwillen, damit es sich selbst seelisch beobachten kann.
Beide Bewusstseinsprozesse haben ein gemeinsames Merkmal. Es ist die Aktivierung des Denkens oder Vorstellens, die mit einer Läuterung des Willens einhergeht. Dadurch wird die Seele nicht durch das Gewordene bestimmt, sondern vielmehr von einem Werdenden angeregt und belebt.
Überraschende Ideen und Erkenntnisse
Die Inhalte der Philosophie der Freiheit können nicht durch ein passives Denken verstanden werden, sondern nur durch ein in der beschriebenen Art aktiviertes und intuitives Denken. So zum Beispiel jene wichtige Einsicht, dass wir im Erkennen einen miterzeugenden Anteil an der Wirklichkeit haben und dass sich aus diesem Ausdrucksvermögen die Perspektive des individuellen schöpferischen und zugleich ethischen Handelns ergibt. Diese und andere überraschende und immer noch aktuelle Ideen, gilt es in der Philosophie der Freiheit zu entdecken.
Vorläufige Termine 2024: 13. April, 4. Mai, 29. Juni, 17. August, 14. Sept., 26.Okt., 23. Nov.; jeweils von 09:30 bis 12 Uhr
Interessierte können nach einem Gespräch noch in den schon laufenden Kurs einsteigen.
Kursleitung: Nikolaus Weber
Information und Anmeldung:Tel. 079 649 5751 oder Email: nikoweber1@gmail.com
Ort: Herbert Witzenmann Zentrum Dornach, Rüttiweg 8
Nikolaus Weber
Nikolaus Weber arbeitet und forscht seit vielen Jahren an der Philosophie der Freiheit und der in ihr angewandten Erkenntnisart der seelischen Beobachtung.